Seit 2011 ist ian.vat auf der Social Media Plattform Instagram dabei und hat die Entwicklung der Plattform miterleben und die Veränderungen wahrnehmen können. Damals war es nicht der Creator-Gedanke, sondern wie für jeden anderen auch ein neues Medium, auf dem sich immer mehr aus dem Freundeskreis angemeldet hatten. Der Fotograf aus Passau beschreibt die Arbeit als kreative Visualisierung von Strategien. Wir haben Julian einige Fragen zum Thema Influencer Marketing und Arbeit als Creator gestellt und freuen uns über die Antworten!
Wie viel Arbeitszeit steckt hinter deinen Posts, was beansprucht dabei am meisten Zeit?
Vom Shooting bis zum Post stecken einige Stunden Arbeit. Zunächst werden die Bilder bearbeitet, was bei mir je nach Shooting mindestens 2-3 Stunden in Anspruch nimmt. Da ich die meisten meiner Posts als Magazine anordne, brauch ich für die Erstellung der Slides meistens nochmal 1-2 Stunden. Für die Caption orientiere ich mich an Lyrics von Tracks, die mich in meiner Arbeit als Creator inspirieren und vorantreiben. Auch das ist ausgewählt ausgesucht und dauert zusammen mit dem Rest der Caption ca. eine halbe Stunde bis Stunde. Zusammen also insgesamt ca. 5-6 h.
Welche Kamera verwendest du? Braucht man eine teure Kamera, um schöne Bilder zu machen?
Ich verwende nach wie vor meine Sony A 7 II, was auch zeitgleich meine erste Kamera ist/war. Nein – natürlich sind manche Bilder knackiger und hochauflösender, je mehr Megapixel die Kamera hat. Aber gerade in einer Zeit, in der Analoge Fotografie wieder zurecht an Wert gewinnt, bin ich der Meinung, dass es nicht auf die Qualität des Bildes ankommt, sondern auf das, was auf dem Bild zu sehen ist und wie es in Szene gesetzt wird.
Fühlst du dich von Instagram unter Druck gesetzt, von deinem ursprünglichen Bildformat auf Bewegtbild / Reels umzusteigen?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin der Überzeugung, dass sich alles einpendeln wird. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, in der manche Sachen abgelöst werden, bevor sie ihren Hype überhaupt richtig ausleben konnten. Instagram hat definitiv ein Identitätsproblem, weil es sich einfach nicht entscheiden kann oder will, in welche Richtung die Zukunft gehen wird. Bewegtbild und Reels sind Trends, die natürlich in den nächsten Jahren noch eine Rolle spielen werden.
Aber ich bin der Meinung, dass Apps, deren Fokus auf Fotografie liegt (ob das Instagram ist oder eine zukünftige App, die IG dahingehend ablöst) wieder vermehrt kommen werden.
Kannst du bei deinem Account einen allgemeinen Einbruch der Reichweite beobachten?
Klar, I mean – egal mit wem man darüber spricht, jeder hatte zu ´nem gewissen Zeitpunkt einen drastischen Einbruch seiner Reichweite vorzuweisen. Viele waren der Überzeugung, IG hätte an ein paar Schrauben gedreht, um die Leute zu belohnen, die überwiegend ihren Content durch Reels erstellt haben. Aber gleichzeitig war es auch keine Garantie für eine hohe Reichweite. Da gab es Reels, die mit dem iPhone aufgenommen wurden – dazu noch 10 Analogbilder aneinanderreihen und tadaaa, 100k Likes und Millionen von Views für einen Aufwand von max. 30 Minuten. Jeder andere Creator, der seine Reels mit einer prof. Kamera aufgenommen hatte und auch noch Stunden in die Post Production gehängt hat, kam sich halt in irgendeiner Art und Weise verarscht vor.
Falls du schon auf Reels umgestiegen bist, inwiefern performen Reels im Vergleich zu Bildposts?
Wie oben bereits angeteasert. Man kann es überhaupt nicht sagen. In meinem Fall wurde die Reichweite durch Reels gepusht und Bildposts wurden gedrosselt und mittlerweile weicht die Reichweite von Reels kaum mehr ab von der Reichweite der Bildposts.
Orientierst du dich an anderen Creator:innen?
Stellenweise schaue ich natürlich links und rechts, wie es anderen Creator:innen ergeht oder wie sie das Problem „lösen“. Versuche dabei aber immer, meinem Stil treu zu bleiben.
Wie stehst du zu TikTok? Planst du umzusteigen oder bist du schon umgestiegen?
TikTok ist eine Plattform, die Menschen unterhalten soll. Mein Anspruch ist es, Menschen mit meiner Fotografie zu begeistern, d.h. ich habe einen gewissen Anspruch an Qualität – dieser Anspruch wird mit TikTok in meinen Augen nicht erfüllt, da es hierbei auch nicht viel um Qualität geht, sondern nur darum, ob du einen gewissen Trend nachbilden kannst oder nicht. Dabei spielt es keine Rolle, welches Equipment du verwendest oder welche Qualität dein Video hat. Es geht rein um den Unterhaltungsfaktor. Einzig im Veröffentlichen von BTS halte ich das Medium für sinnvoll, da man sieht, wie die Bilder entstehen.
Wo nimmst du deine Ideen für Bilder her?
Pinterest, Zeitschriften, Instagram, Behance
Was kannst du jemanden raten, der in der Fotografie und im Bereich Social Media noch in den Startlöchern steht?
Lass dich von anderen inspirieren, aber lass die Inspiration nicht Fundament deines Stils werden. Probiere viele Sachen aus, die dir gefallen und finde somit deinen eigenen, persönlichen Stil. Und lass dir von keiner App sagen, wie du deine Arbeit zu gestalten hast.
Wenn du eine/n Creator:in nennen müsstest, der/die Bewegtbild am besten umsetzt, wer wäre dies und warum?
Pangea aka Johannes Höhn ist in meinen Augen einer der wenigen Creator, der immer innovative, neue Stilmittel in seinen Reels nutzt, die sich vom Rest der Reels auf Instagram abheben.
Wir bedanken uns bei Julian für seine Zeit und Antworten. Weitere Interviews mit Influencern, gibt es auf unserem Blog.