Vollzeitstudium und Social Media – Geht das?

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Die 20-Jährige Amelie Weissenberger absolviert ein Vollzeit Studium in Würzburg und ist durch einfache Urlaubsbilder und Schnappschüsse spontan zum Content Creator geworden.

Was hat dich dazu gebracht, dich auf Instagram anzumelden?

Ich habe mich damals nur dort angemeldet, da alle meine Freunde bereits registriert waren und mir erzählt haben, wie cool die App sei.

Auf welchen sozialen Netzwerken bist du vertreten?

Nur auf Instagram, der Rest ist nur für meine private Nutzung.

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all white🍦#ootd Werbung wegen Verlinkung (unbeauftragt)

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Wie viel Zeit verbringst du täglich auf sozialen Netzwerken?

Ca. 1,5h

Beschreibe die Arbeit als Content Creator in 3 Worten!

Schön, kreativ, zeitintensiv

Wie hast du deinen eigenen Stil gefunden?

Durch ausprobieren und eine einheitliche Bearbeitung. Ich mache aber einfach, was mir Spaß macht und was ich schön finde – ich glaube, genau das ist mein „Stil“.

Beschreibe bitte kurz wie du Content Creator geworden bist. Was machst du neben Instagram beruflich?

Mein Weg zum Content Creator war anfangs tatsächlich eher ein Selbstläufer. Mir hat es schon immer Spaß gemacht Bilder zu machen. Somit habe ich dann gerne mal Urlaubsbilder oder sonstige Schnappschüsse auf Instagram geteilt und gemerkt, dass diese teilweise richtig gut ankamen. Durch die Interaktionen zu den Bildern (Likes und Kommentare), ist auch meine Reichweite gestiegen und es kamen nach und nach immer mehr Leute dazu. 

Neben Instagram studiere ich als Vollzeitstudium Medienkommunikation an der Universität Würzburg. Bis vor wenigen Wochen hatte ich sogar noch einen Werkstudentenjob in einer Firma, den ich aus Zeitgründen jedoch beendet habe.

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Running out of captions 😛 picture by @rmkhnert__ 📸🤎 Anzeige

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Du studierst Medienkommunikation – Wieso hast du dich für diesen Studiengang entschieden und hilft er dir bei deiner Arbeit auf Social Media?

Ich habe mich für diesen Studiengang entschieden, da er Komponenten beinhaltet, die mich schon immer interessiert haben: Psychologie, Marketing, Medien, Kommunikationswissenschaften. Außerdem finde ich toll, dass einem danach viele Türen offen stehen und man sich nicht direkt mit der Entscheidung zum Studium an einen gewissen Beruf bindet. 

Zur Frage, ob mir mein Studiengang bei meiner Arbeit auf Social Media hilft: das kann ich gar nicht so pauschal beantworten. Die erste Reaktion von Leuten, denen ich erzähle was ich studiere, ist fast ausschließlich: „Ach, das passt ja super“. Ja, es passt super – zu meinen Interessen! Für meine Aktivität auf Social Media ist es jedoch nicht unbedingt „weltbewegend“. Mein Studiengang beschäftigt sich neben Psychologie und Marketing nämlich auch sehr viel mit wissenschaftlicher Forschung, die ich kaum in mein „Influencerdasein“ integrieren kann. Werbung auf Instagram ist ein ganz anderer Punkt als im TV, Radio, Print etc. Bei Werbung auf Instagram geht es vor allem um die persönliche Nähe und Überzeugung von Produkten, für die nicht unbedingt Wissen der Psychologie oder aus dem Marketingbereich gebraucht wird.

Was war deine erste Zusammenarbeit? Würdest du diese heute nochmal annehmen?

Meine erste Zusammenarbeit hatte ich mit einer Uhrenmarke. Ich habe mich damals sehr über diese Anfrage gefreut. Heute würde ich diese Kooperation unter angepassten Konditionen wahrscheinlich auch wieder annehmen, wobei ich mir heute wirklich erst mal die Frage stelle „Kannst ich das gebrauchen? Würde ich mir das Produkt ggf. auch ohne Kooperation kaufen?“. Denn wenn ich diese Fragen nicht mit einem klaren „Ja“ beantworten kann, werde ich die Produkte auch nicht vorstellen. Ich möchte authentisch sein und das gelingt mir nur, wenn ich es in allen Bereichen – Werbung oder nicht Werbung – sein kann.

Wie schaffst du es dein Vollzeitstudium und Instagram unter einen Hut zu bringen?

Das ist eine berechtigte Frage. Es gibt Momente, da würde ich antworten: Gar nicht! Denn umso weiter mein Studium voran schreitet, desto mehr Arbeit muss ich investieren; und dann kommt Instagram auch mal zu kurz. Jedoch muss man sich in einer solchen Situation einfach fragen, wie man seine Prioritäten setzt und da wird mein Studium immer einen höheren Stellenwert haben. Allerdings habe ich es bisher immer geschafft, meine normale Aktivität auf Instagram relativ konstant zu halten. In Klausurenphasen werden dann eben auch mal ein paar alte Urlaubsbilder gepostet. Am wichtigsten ist ein gutes Zeitmanagement und wenn man das einhält, findet man meistens für alles einen Platz.

Hast du an dir persönlich eine Veränderungen durch Instagram erkannt z.B. mehr Selbstbewusstsein?

Hm, an dieser Stelle muss ich wirklich in mich gehen. Ich würde behaupten: Nein. Alle persönlichen Veränderungen und Entwicklungen schreibe ich anderen Ereignissen aus meinem privaten Leben zu. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass die Interaktivität auf Instagram ein gutes Selbstwertgefühl oder mehr Selbstbewusstsein unterstützen können. 

Wie ist es sein eigener Boss zu sein? Und woher nimmst du dein Wissen? Budget, Steuern, Gewerbe etc.? 

Ich finde es super mein eigener Boss zu sein und kann mir dadurch auch gut vorstellen, in anderen Berufsfeldern irgendwann eine führende Rolle zu übernehmen. 

Die Informationsbeschaffung ist mir anfangs relativ schwer gefallen. Einerseits weil die Arbeit als Content Creator recht neu ist und viele Organisationen selbst überfragt sind. Andererseits, weil man es nicht so einfach im Internet nachlesen kann und sich jeder Fall unterscheidet. Deshalb finde ich den Austausch und das gegenseitige Helfen von Influencern untereinander wichtig. Ich habe mich mit der Zeit an professionelle Anlaufstellen gewandt, um in allen rechtlichen und steuerlichen Themen abgesichert zu sein. Zu all den Punkten gehört einfach auch Erfahrung, die man erst sammeln muss.

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My kind of Sunday 😋🍰 Werbung (Seitenverlinkung)

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Orientierst du dich an anderen Influencern?

Auch ich stöbere ganz normal durch Instagram und finde inspirierende Accounts. Was ich aber nicht mache, ist vergleichen. Dazu neigen viele Leute auf Social Media, egal ob als Content Creator oder Privatperson. Sich zu vergleichen ist nie gut und bringt einen nicht weiter. Man sieht nicht, was hinter der Fassade steckt und urteilt zu schnell.

Verspürst du einen Druck durch Instagram?

Manchmal schon. Vor allem bezüglich Stories. Wenn ich mal nichts spannendes zu zeigen/erzählen habe oder auch einfach mal keine Lust habe mein Leben zu teilen, lasse ich es einfach. Man fühlt sich dann jedoch trotzdem manchmal so, als müsse man Content produzieren. Auch ist es für mich aus Zeitgründen nicht immer möglich, bei jedem Trend mitzuziehen und mich mit allen Dingen zu befassen, die gerade gerne gesehen werden.

Gibt es etwas an der Branche, das dich massiv stört und wenn ja was?

Ich selber bin zum Glück nicht so oft der typischen Kritik ausgesetzt (zumindest kriege ich es nicht mit). Jedoch gibt es Äußerungen, über die ich mich generell ärgere. Der Klassiker: „Influencer arbeiten nicht“ oder „Das kann doch jeder“ . Diese Leute wissen einfach nicht, was dahinter steckt. Wie viel administrative  Arbeit, unternehmerische Arbeit, kreative Arbeit und vieles mehr. 

Ein weiterer Punkt, der mich stört, sind gewisse Influencer, die unauthentisch sind und die persönliche Vorbild- und auch Vertrauensposition missbrauchen und Werbung für jeden „Mist“ machen, hinter dem sie nicht stehen. Das führt dazu, dass Follower, die dem Influencer in ihrer Empfehlung vertraut haben, letztendlich beim Nachkaufen enttäuscht sind und sich ggf. über die Empfehlung ärgern.

Stell dir vor du wärst auf der anderen Seite und müsstest eine Fashion Kampagne starten, welche Content Creator würdest du am liebsten dabei haben und welche Eigenschaften müssen sie deiner Meinung nach mitbringen?

Ich würde nur Content Creator wählen, die ich authentisch und ehrlich finde. Ich würde als Marke außerdem wollen, dass die ausgewählten Personen ein gutes Image haben, zur Marke passen und nicht nur durch die Follower-Zahl interessant sind.

Wohin wird sich deiner Meinung nach Influencer Marketing in den nächsten Jahren entwickeln?

Das ist eine gute Frage. Ich kann mir vorstellen, dass Marken auch neue Apps wie TikTok in ihre Vermarktung miteinbeziehen könnten. Ansonsten lasse ich es einfach auf mich zukommen. Als generellen Grundsatz finde ich es aber genau wegen dieser Fragestellung und Unwissenheit wichtig, sich nicht auf sein „Influencerdasein“ zu verlassen und sich auch andere Standbeine aufzubauen.

Wie reagiert dein Umfeld auf deinen Social Media Account?

Meine Familie und Freunde stehen hinter mir. Für meine Familie bewahre ich auch eine Privatsphäre, die ich nie brechen würde. Ich habe noch keine schlechte Rückmeldung von einer mir wichtigen Person bekommen.

Was sind deine Ziele für deinen Account? Kannst du dir vorstellen Social Media hauptberuflich zu machen oder hast du beruflich andere Wünsche/Ziele?

Ich freue mich natürlich immer, wenn mein Account wächst. Wichtiger ist mir hierbei jedoch, dass es mir zeigt, dass ich Leute inspirieren kann. Ich kann mir vorstellen eine Zeit lang hauptberuflich als Content Creator tätig zu sein, jedoch erst dann, wenn ich ein abgeschlossenes Studium habe. Solange dies noch nicht der Fall ist bleibt Instagram immer ein Nebenberuf für mich, den ich trotzdem nicht missen möchte! Es soll auf jeden Fall immer Spaß machen und Freude bereiten. Ich habe noch keine konkreten Vorstellungen was meinen weiteren Berufsweg betrifft und lasse daher alles auf mich zukommen. Ich hab ja noch etwas Zeit 🙂

Wir bedanken uns bei Amelie für ihre Zeit und Antworten. Weitere Interviews mit Influencern, gibt es auf unserem Blog.

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