Kampf der Messenger – ist WhatsApp bereits Geschichte?

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Nutzungsrichtlinien, Datenschutzchaos, Boykottaufrufe – der beliebte US-amerikanische Messenger WhatsApp befindet sich gerade in einem großen Trubel um die Sicherheit der Nutzerdaten. Im Februar 2020 nutzten etwa zwei Milliarden Menschen den Messenger-Dienst. In Deutschland etwa 58 Millionen. Durch die Änderung seiner AGB steht WhatsApp seit Anfang des Jahres in starker Kritik. Die Konsequenz? Viele Nutzer drohten mit dem Umstieg, kritische Äußerungen seitens der Verbraucherzentrale und ein Boykottaufruf via Twitter vom TV-Moderator Jan Böhmermann. Die Nutzerzahlen haben sich daraufhin allerdings kaum verändert. 

Threema – alltagstauglicher Messenger?

Threema arbeitet mit einer zufällig generierten ID, unter der man bei anderen Nutzer:innen angezeigt wird. Zudem werden die freiwillig angegebenen Daten zur Suche eines Freundes nicht dauerhaft gespeichert, sondern ausschließlich anonym behandelt und sind nur temporär verfügbar. Die Nutzerzahlen können sich sehen lassen: Im Mai 2021 kann sich der Messenger über etwa 10 Millionen aktive User freuen.

Die Freude über den datenschutzfreundlichen Dienst hat allerdings einen monetären Haken: Im App-Store werden für den Download 3,49 Euro fällig, im Play-Store 2,99 Euro. Über diese Kosten finanziert sich die App. Der Name Threema stammt aus dem englischen Begriff „End-to-End Encrypting Messenger Application“ (kurz: EEMA), woraus kurzerhand Threema wurde. Ein weiterer Pluspunkt gegenüber WhatsApp? Bei der Verwendung des Dienstes entsteht keine Datenspur – Gruppen und Kontakte werden direkt auf dem Smartphone verwaltet. Bei WhatsApp läuft alles über einen Server. Eine nutzerfreundliche und sichere Alternative also – aber aufgrund der anfallenden Kosten überlegen sich viele User das Wechseln sicherlich zweimal.

Threema – eine gute Alternative zu WhatsApp? / Bild: Unsplash

Signal – WhatsApp featuring Data Security?

Signal ist ein kostenfreier Messenger mit etwa 40 Millionen Usern. Mit der Benutzeroberfläche und Funktionalität kann die App mit WhatsApp mithalten. Und auch hinsichtlich der Monetarisierung können sich (potenzielle) User freuen: Der Messenger finanziert sich ausschließlich über Spenden und ist kostenfrei im App- und Play-Store verfügbar. Auch hier sind Nachrichten und Anrufe Ende-zu-Ende verschlüsselt, weshalb sie weder von Dritten, noch von Signal gelesen werden können.

Wer Signal nutzen möchte, kommt um die Angabe der Telefonnummer nicht herum. Zusätzlich muss ein Nutzername angegeben werden, wobei sich der Messenger hier auch mit Emojis zufrieden gibt. Außerdem werden keine Daten auf den Signal-eigenen Servern gespeichert, wie beispielsweise bei Threema. Möchte man von WhatsApp wechseln, werden die Chatverläufe leider nicht übertragen, sodass User neue Chats starten müssen.

Spannend: Signal wird sogar regelmäßig von Computerintelligenz-Mastermind Edward Snowden empfohlen.

Telegramm – Chatten mit Wendler, Hildmann & Co?

Die Messenger-App Telegramm zählte im April 2020 400 Millionen Nutzer:innen und kann anhand dieser Zahlen bei den ganz Großen mitspielen. Für die App spricht eine starke Verschlüsselung der geheimen Chats.

Die Funktionalität geht über die gewohnten Chats, Gruppen und Anrufmöglichkeiten von WhatsApp hinaus, so lockt Telegramm beispielsweise mit

  • Chatbots, die den Funktionsumfang erweitern.
  • Gruppen, in denen bis zu 200.000 User kommunizieren können.
  • dem Senden jeglicher Dateien mit einer Größe bis zu 2 GByte.
  • sogenannten Secure Chats, inklusive Selbstzerstörungs-Timern für gesendete Nachrichten.

Während die Data Security des Messengers für viele Nutzer:innen ein ausschlaggebendes Download-Argument darstellt, müssen sich User allerdings auch über einige Schattenseiten Telegramms bewusst sein:

  • Gruppenchats sind nicht von Ende-zu-Ende verschlüsselt
  • Dadurch, dass vieles anonym ist und es riesige Gruppen gibt, tummeln sich auch eine Vielzahl von Verschwörungstheoretikern, radikale Menschen oder illegale Shop-Betreiber in der App.
  • Keine Kontrolle von oben: Bei rechtsextremen oder anderweitig demokratiefeindlichen Gruppen schreitet Telegramm nicht ein, alle Nachrichten bleiben bestehen.
  • Zugang zu Schwarzmarktartikeln fällt vergleichsweise leicht – so bezeichnen manche User Telegramm bereits als legitimen Nachfolger des Darknet.
  • Der Messenger greift auf Metadaten zu, kann Bewegungsprofile erstellen und somit sehen, mit welchen Geräten Nutzer zu welchem Zeitpunkt online waren.
Telegramm: Die nutzerfreundliche Fassade bröckelt. / Bild: Unspash

Die Messenger der Zukunft

Die Userzahlen zeigen: Das letzte Stündlein von WhatsApp hat noch nicht geschlagen. Dafür sind aktuell noch zu viele Smartphonse-Inhaber:innen von den nutzerfreundlichen Chatmöglichkeiten begeistert. Allerdings wird man in Zukunft weiterhin eine Abwanderung zu Alternativdiensten beobachten können – sei es aus persönlichen oder datenschutzrechtlichen Gründen. Klar ist: Signal und Threema sind gute und sichere Messenger-Apps, die sich aktuell noch keiner Kritik ausgesetzt sehen. In einer Zukunft, die auf Data Protection und Security setzt, haben diese Chatdienste also große Chancen.

Obwohl Telegramm mit Data Security wirbt, zeigen sich hinter der vermeintlich so sicheren Fassade einige Negativargumente, weshalb ein Umstieg kritisch hinterfragt werden sollte.

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