TikTok und das Versagen in der Medienkompetenz.

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Wie eine App uns zeigt, dass wir beim Thema Medienkompetenz keinen Plan haben.

An der App TikTok ist derzeit kein Vorbeikommen. Die Plattform beherrscht seit Monaten den App- und Playstore. Und die Schlagzeilen. Doch was steckt hinter der ganzen Kritik? Zeigt uns die Debatte um die App nicht einfach nur die kontinuierlich bestehenden Defizite in der Vermittlung von Medienkompetenz in einem frühkindlichen Stadium auf?

Derzeit steht die App in mehreren Ländern auf dem Prüfstand. In einigen Ländern, wie Indien, wurde sie schon für einige Wochen aus den Stores genommen. Der Grund? Probleme mit dem Datenschutz und Verdacht auf pädophile Nutzung.

Die jüngere Generation scheint sich wegzubewegen von perfekt inszeniertem Content wie auf Instagram und langen Videos wie auf YouTube. Alles soll schneller und kurzweiliger sein. Die App greift den Zeitgeist perfekt auf, indem es die Nutzer kurze Videos aufnehmen und mit Filtern, Effekten und musikalischer Unterlegung individualisieren lässt.

Keine Verifizierung, keine Kontrolle.

Mehr als 20 Prozent der TikTok User sind zwischen 13 und 20 Jahren alt. Offiziell. In der Realität nutzen allerdings auch sehr viel jüngere Nutzer die App und profitieren somit davon, dass es keine Altersverifizierung gibt. Die Bedenken sind also durchaus berechtigt; Minderjährige bedürfen eines besonderen Schutzes, sowohl in der realen Welt, als auch in der digitalen.Es ist also von essenzieller Wichtigkeit, dass die App in die Verantwortung gezogen wird, sich ständig zu verbessern.

Aber: Artikel zur Schädlichkeit TikToks gibt es zur Genüge. Wir wollen uns mit einem anderen Problem auseinandersetzen, das die App aufzeigt:Es gibt noch keine adäquate Methode Kindern eine verantwortungsbewusste Nutzung digitaler Medien zu vermitteln.

Kinder bekommen mittlerweile schon sehr früh sehr viel Verantwortung im Umgang mit digitalen Medien anvertraut. Während wir noch mit linearem Fernsehen aufgewachsen sind, können heute schon Kleinkinder bei Netflix oder YouTube selbst entscheiden, was sie schauen möchten. Dabei steht ihnen Content aus aller Welt zur Verfügung. Das kann in vielen Fällen zu Überforderung führen.

Bildergebnis für kids smartphone
Bild: iStockphoto

Aus den Kinderzimmern in die Welt.

Aber auch die Erstellung eigener Inhalte wird immer einfacher. Viele Kinder haben schon von klein auf ein eigenes Smartphone oder dürfen das der Eltern nutzen. Videos und Fotos können mit nur wenigen Knopfdrucken aufgenommen und veröffentlich werden. Dabei werden wenig Gedanken daran verschwendet, welch privaten Einblick in Kinderzimmer und Alltag die Aufnahmen bieten können.  

Problematisch wird es auch, wenn Kinder ihren Content mit einem globalen und unbekannten Publikum teilen und mit diesem in Kontakt treten. Das kann, durch die Anonymität und Möglichkeit falscher Identitäten, zu besonders gefährlichen Situationen führen.

Natürlich sind die Eltern in der Verantwortung den Medienkonsum und die -nutzung ihrer Kinder zu regulieren und zu kontrollieren. Aber auch Institutionen, wie Schulen und Kindergärten, sind verpflichtet, Kindern frühestmöglich die Werkzeuge an die Hand zu geben, mit deren Hilfe sie ihre Daten schützen und mögliche Gefahren einer App erkennen lernen.

Die Vielfalt an Apps und sozialen Netzwerken und deren Inhalte sorgen schon bei den meisten Erwachsenen für Reizüberflutung, wieso sollten Kinder diese Reize besser verarbeiten können? Die digitale Welt wird, wie auch die reale Welt, nie ein vollkommen sicherer Raum sein. Wir sehen also die Kritik um TikTok als geeigneten Impuls die Debatte um die Verbesserung der Medienkompetenz noch lauter werden zu lassen.

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