Was bedeutet die aktuelle Sperrung der App in Indien und welche Folgen hätte eine Sperrung in den USA und Australien?
TikTok ist in Indien geblockt- bereits zum zweiten Mal in der noch jungen Geschichte der App. Nach einer ersten kurzen Sperrung im April 2019 wegen pornographischer und pädophiler Inhalte, wurde TikTok jetzt bereits zum zweiten Mal gesperrt. Dieses Mal ist die Sperrung den Spannungen zwischen der indischen und chinesischen Regierung zuzuschreiben. Indien wirft der chinesischen Regierung vor, Daten der indischen User zu sammeln und zu ihrem Vorteil zu nutzen. Neben TikTok wurden im Juli 2020 noch 58 weitere chinesische Apps für den indischen Markt gesperrt.
Aber auch in anderen Ländern steht die Sperrung der Plattform zur Debatte. So sorgte der US-amerikanische Präsident Donald Trump für Aufmerksamkeit, als er ankündigte die App blockieren zu wollen. Auch hier sind die Spannungen zwischen den USA und China Hintergrund der Überlegung.
Auch in Australien gibt es aktuell Überlegungen zu einer Sperrung TikToks. Aufgrund des starken Gegenwindes aus der Bevölkerung und Politik, ist eine Sperrung allerdings in beiden Ländern unwahrscheinlich.
Die App dient somit immer stärker als Druckmittel in politischen Konflikten. Vor allem, weil TikTok in den vergangenen Monaten während der Lockdowns verstärkt an Beliebtheit gewonnen hat.
Ein Verlust dieser drei Märkte könnte erhebliche Einbußen für TikTok und den Mutterkonzern Bytedance bedeuten. Allein Indien verzeichnet mehr als 200 Millionen User.
Creator fürchten um Einnahmequelle und Kommunikationsplattform
Aber nicht nur für TikTok und Bytedance stellt die aktuelle Situation eine Herausforderung dar. Besonders die Creator auf der Plattform, die sich in den letzten Jahren eine treue Community erarbeitet haben, fürchten jetzt um ihre Existenz. Für nicht wenige dieser Creator ist ihre werbliche Tätigkeit auf TikTok ihre Haupteinnahmequelle.
Am Donnerstag, 09.Juli 2020, konnte man einen ersten Eindruck erhalten, was eine Sperrung in den USA und Australien bedeuten könnte. Als ein vermeintlicher Glitch für einige Stunden dafür sorgte, dass in der App keine Views oder Likes mehr sichtbar waren.
Auffallend viele Creator griffen in Panik zum Live-Tool der Plattform und nahmen so Kontakt zu ihrer Community auf. Dort riefen sie- nicht selten unter Tränen- dazu auf, ihnen auch auf anderen Plattformen zu folgen und sie so auch weiterhin zu unterstützen. Nach wenigen Stunden war der Glitch behoben und alles wieder fast beim Alten. Aber nur fast- denn auch nachdem sich herausstellte, dass dieser Glitch nichts mit den bevorstehenden Sperrungen zu tun hatte, bleibt die Angst vor eben dieser Situation doch spürbar.
Immer mehr TikTok-ähnliche Funktionen auf anderen Plattformen wie Reels auf Instagram, YouTube Shorts oder auch dem Vine-Nachfolger Byte erleichtern es Creatorn allerdings, Inhalte über mehrere Plattformen zu verbreiten. Diese Plattformen profitieren ganz offensichtlich von einem TikTok-Ban. So stiegen die Downloads von Byte in den letzten Tagen besonders stark an.
Auf jeder dieser Plattformen herrscht allerdings eine andere Atmosphäre. Somit sind sie nur bedingt geeignet für die Content-Formate vieler TikTok-Creator.
Wie geht man also vor, wenn man auch mit internationalen TikTok-Influencern zusammenarbeitet?
Unternehmen, die für die nahe Zukunft eine Kooperation mit amerikanischen oder indischen Influencern eingegangen sind, sollten sich darauf einstellen, spontan und schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Kampagnen sollten so flexibel gestaltet werden, dass eine kurzfristige Verschiebung auf einen anderen Zeitpunkt oder eine andere Plattform jederzeit möglich ist.
Sicher ist: die nächsten Wochen bleiben unsicher. Diese Ungewissheit sollte allerdings keinesfalls entmutigen auch weiterhin auf der Plattform Werbemaßnahmen zu starten.
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